People. Code. Future.
Ich hatte das Vergnügen, vom 16.05 – 18.05, den WeAreDevelopers World Congress 2018 zu besuchen. Das dreitägige Event fand im Austria Vienna Center in Wien statt und bot genügend Platz für 8000 Entwickler, die aus 70 verschiedenen Ländern kamen. Was diesen Kongress besonders macht, sind die rund 150 Speaker, die aus verschiedendsten Bereichen der IT-Welt kommen. Dadurch kann man einerseits Keynotes besuchen, die von Themen handeln, in welchen man selbst sehr aktiv ist, aber auch mal das gewohnte hinter sich lassen und in ganz andere Themen hineinschnuppern.
Das Austria Vienna Center war sehr leicht zu erreichen, bot überall ausreichend Wifi, Kaffee und Wasser für alle Besucher und zudem stets sehr angenehm klimatisierte Räume.
THE WOZ
Der erste Tag startete mit einem Fireside Chat mit einem der wohl bekanntesten Gesichter der Welt, Steve Wozniak. Zusammen mit Monty Munford (u.a. Autor bei Forbes und The Economist), der die Moderation des Gesprächs übernahm, redeten beide über Steves Vergangenheit, aktuelle Themen in der IT und die Zukunft. Neben bereits sehr gut vorbereiteten Fragen des Moderators hatte das Publikum jederzeit die Gelegenheit, über die eigens für den Kongress entwickelte App, an sli.do-Umfragen (https://www.sli.do) teilzunehmen um eigene Fragen zu stellen oder interessante Fragen hochzuvoten, sodass Monty die beliebtesten Fragen an Steve stellen konnte.
Die zwei interessantesten Fragen handelten von Künstlicher Intelligenz und Blockchains. Steve sprach davon, dass der Begriff Künstliche Intelligenz nur „zur Hälfte“ wahr sei. Solange der Mensch selbst nicht weiß, wie das Gehirn funktioniere, sei man nicht in der Lage Intelligenz künstlich zu erzeugen. Bisher gibt es nur Machine-Learning Algorithmen, die gewisse Charakteristika eines Objektes zu einer gewissen Prozentzahl erkennen, nachdem man ihr diese durch Massen an Daten beibringt. Man müsse einer Maschine also tausende Bilder eines Hundes zeigen, damit diese später Hunde auf anderen Fotos erkennen kann. Im Gegensatz dazu braucht ein kleines Kind nur ein einziges Bild von einem Hund zu sehen, erkennt Kopf, Pfote, Schwanz und Körperform, und weiß somit direkt wie ein Hund aussieht und erkennt diese in Zukunft. Erst wenn man in der Lage ist, erklären zu können was im menschlichen Gehirn bei diesem Lernvorgang passiert, sei man in der Lage Künstliche Intelligenz zu erzeugen.
Zum Thema Blockchain meinte Steve nur, dass es eine unglaubliche innovative Technologie sei, aber heutzutage mehr gehypt wird als man tatsächlichen Nutzen daraus zieht. Aber er ist der Meinung, dass sich Blockchains in zehn Jahren klar durchsetzen werden. Er selbst habe bis auf einen Bitcoin und zwei Ether, die er heute nur noch zum Ausprobieren und Herumexperimentieren benutzt, all seine Kryptowährungen verkauft.
JSON API: Your Smart Default
Ebenfalls am ersten Tag besuchte ich die Keynote von Jeremiah Lee. Er arbeitet 4 Jahre bei FitBit und leitete in dieser Zeit die Entwicklung der Web API. In dieser Keynote sprach er über die größten Probleme, denen er sich während der Entwicklung dieser API stellen musste. Diese waren u.a. die ständige Synchronisation von Server und Client, damit einhergehend auch eine Diskussion zwischen Response-Größe und der Anzahl an Requests, nicht eindeutige Datenmodelle oder auch uneinheitliche Clients (hauptsächlich Mobil, aus 3G oder 4G-Netzen). Er löste die Probleme, indem er sich die aktuellen Spezifikationen der JSONAPI.org zu nutzen machte und bei Requests auf aktuelle Standards setze (z.B. HTTP/2 und TLS 1.3).
How UX Solves Problems For Devs And Their Clients
Neben den Keynotes fanden auch Workshops statt. Da ich mich aktuell in Projekten auch mit dem Thema beschäftige, nahm ich an dem Workshop „How UX Solves Problems For Devs And Their Clients“ von Debbie Levitt (Ptype) teil.
Sie zeigte am Anfang wohin eine schlechte UX führe und warum man unbedingt bei erfolgreichen Projekten mit UX Experten arbeiten sollte.
Dieser Workshop lief wie eine kleine Keynote ab, allerdings bestand die zweite Hälfte hauptsächlich aus mehr Frage&Antwort-Runden.
Mate Rimac
Highlight des zweiten Tages war für mich persönlich der Vortrag von Mate Rimac (CEO von Rimac Automobili). Seine Automarke stellt den schnellsten elektrobetriebenen Sportwagen der Welt her. Dieser Vortrag war nicht so technisch wie die anderen die ich besuchte, dafür ging es mehr um Entrepreneurship und die Geschichte seiner Firma.
Er erzählte von den Anfängen seiner Firma, den finanziellen Schwierigkeiten, Probleme keinen Zulieferer zu finden, da man etwa nur 20 Autos pro Jahr herstellen würde, aber auch von den Erfolgen die daraus resultierten. Mittlerweile wächst die Firma mehr und mehr was vor allem an den neuen zahlreichen Investoren liege. Man konzentriert sich nicht nur auf den Verkauf von Sportwagen, sondern entwickelt vor allem Technologien, die man dann verkauft. Dies spielt vor allem wirtschaftlich gesehen eine viel größere Rolle als der Verkauf der eigenen exotischen Sportwagen.
Das besondere und für mich beeindruckende an Mate Rimac ist aber, dass er, trotz der immer größer werdenden Belegschaft, immer noch an jedem Projekt aktiv teilnehme und von jedem Problem, sei es im Ingenieurwesen, Softwareentwicklung, Marketing oder Betriebswirtschaftlich, genauestens Bescheid weiß und aktiv mitarbeitet, um diese zu beheben.
Neue Technologien im Automotive Bereich
Die Zeit zwischen Keynotes verbrachte ich damit, die Stände der teilnehmenden Unternehmen abzuklappern und die ein oder andere Vorführung mitzumachen.
BMW führte z.B. ihre Mixed-Reality Entwicklung für die Konstruktion von Fahrzeugen vor.
Dafür war ein Motorblock aufgestellt und man konnte die Rolle eines Mechanikers übernehmen, der mithilfe einer Microsoft HoloLens-Brille Hinweise und Arbeitsschritte auf dem virtuell erzeugten Gitternetz des Motorblocks sieht. Durch Videos oder Animationen sah man, welche Arbeitsschritte als nächstes zu tun sind und konnte diese dann auch umsetzen.
Der erste Eindruck war gut, es machte Spaß damit zu arbeiten. Allerdings merkte man auch, dass die Technologie dafür noch nicht ausgereift ist und ich persönlich fragte mich, ob es wirklich Sinn macht diese in diesem Anwendungsfall zu benutzen, denn auf mich erweckten die Animation und Videos dein Eindruck als befände ich mich in einem Spiel, und lenkten somit von der eigentlichen Arbeit ab.
Joel on Software
Zum Abschluss des dritten Tages gab es einen lockeren Talk mit Joel Spolsky (CEO und Co-Gründer von Stack Overflow).
Er beantwortete zahlreiche Fragen, die vorher während des Tages bei einem der Stände auf kleinen Zettel notiert werden konnten und dann gesammelt wurden. Dabei zeigte er seinen großartigen Humor und gab nebenbei noch viele hilfreiche Tipps für Softwareentwickler, z.B. sprach er von der Rubber-Duck Methode. Wenn der Code mal nicht so funktioniert wie er sollte, können Entwickler einen vertrauten Gegenstand, z.B. eine Gummiente aus der Badewanne, hinzunehmen und diesem den Ablauf des Codes erklären. So erkennt der Entwickler sehr wahrscheinlich den Fehler im Code und kann an der Behebung arbeiten. Interessante Idee wie ich finde, allerdings kann man darüber diskutieren ob man eine Gummiente dafür nehmen muss 😉 Außerdem wendet man diese Methode sowieso schon indirekt beim Pair-Programming an. Sollte aber kein Mitarbeiter da sein, kann man ruhig mal Rubber-Duck ausprobieren.
Joel Spolsky sprach außerdem darüber wie man die besten Stack Overflow Fragen und Antworten formuliert. Man sollte immer daran denken, dass andere Entwickler auf der Welt irgendwann die gleichen Probleme haben und dementsprechend die Problemstellung konkret erläutern. Zudem soll man auch wirklich vorher mal nach dem Problem gesucht haben um unnötige Duplikate zu vermeiden, denn niemand antwortet gerne mehrmals auf die gleiche Frage. Bei Antworten sollte man darauf achten, diese immer gut zu erklären und natürlich freundlich zu formulieren. Schließlich kann man mit dieser Antwort Tausenden oder auch Millionen anderen Entwicklern helfen, die vor dem selben Problem sitzen.
Fazit
Mir persönlich haben die drei Tage sehr gefallen. Ich fand es besonders interessant mal seinen eigenen Technologie-Hintergrund zu verlassen um mal woanders reinzuschnuppern, neue Technologien kennen zu lernen und auch direkt mit den Entwicklern darüber diskutieren zu können. Man lernt sehr viele Entwickler aus der ganzen Welt kennen und hat auch die Möglichkeit mit den „Größen“ der Szene ein paar Worte plaudern zu können.
Sollte ich nächstes Jahr wieder die Möglichkeit haben, werde ich den Kongress auf jeden Fall wieder besuchen!