Hallo, ich bin Thomas Thiemann und seit 5 Jahren bei Conciso. Als Teil von New Work ist Workation inzwischen ein weit verbreiteter Benefit, den viele Unternehmen anbieten. Vor kurzem habe auch ich mich dazu entschlossen, eine Workation auf Gran Canaria zu starten. Die Kombination aus Urlaub und Arbeit hat mich neugierig gemacht. Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt. Es folgt ein realistischer Erfahrungsbericht mit den Vor- und Nachteilen meiner Workation. Bevor ich starte, möchte ich kurz erläutern, was der Begriff Workation bedeutet und wie das mit New Work zusammenhängt.
Workation? New Work? – Was ist das?
Workation und New Work sind eng miteinander verbunden, da beide Konzepte auf eine Veränderung der traditionellen Arbeitsweise abzielen. New Work bezeichnet eine Arbeitsphilosophie, die darauf ausgerichtet ist, traditionelle Arbeitsstrukturen zu überwinden. Das Ergebnis: eine flexiblere, kollaborativere und zukunftsorientiertere Arbeitsumgebung.
Workation ist ein Beispiel für die Umsetzung dieser Ideen in die Praxis. Unternehmen schaffen auf diese Weise flexible Arbeitsbedingungen, die es Arbeitnehmern ermöglicht, von überall aus zu arbeiten und Arbeit mit Privatleben in Einklang zu bringen.
Was muss ich bei meiner Workation beachten?
- Technische Voraussetzungen: Ist eine hinreichende Internetverbindung vorhanden, sodass man an Videokonferenzen teilnehmen kann? Ich habe eine Unterkunft mit eigenem Internetanschluss gemietet und mir bestätigen lassen, dass dieser „hinreichend gut“ ist.
Außerdem habe ich darauf geachtet, dass meine Unterkunft mindestens eine Stuhl-Tisch-Kombination bietet, an der ich effizient arbeiten kann. - Rechtliche Fragen: Aus welchem Land darf man für den Kunden arbeiten? Dabei müssen Exportkontrollen, BDSG, projekt- oder kundenbezogene Individualverträge beachtet werden.
- Möglichkeit der Remote-Arbeit: Es ist notwendig, in Kundenprojekten abzuklären, ob Präsenz erforderlich ist.
- Selbstorganisation: Man muss eigenverantwortlich und selbstorganisiert vollkommen autonom arbeiten können.
Workation – Warum?
- Für mich klang es spannend, Urlaub und Arbeit zu verbinden. Den Urlaubsort nach Feierabend oder an den ersten Wochenenden kennenzulernen, BEVOR der eigentliche Urlaub startet: damit wollte ich mir Zeit sparen. Mein Gedanke war, dass ich auf diese Weise direkt nach der Workation in die Vacation starten kann, weil mir der Urlaubsort bereits bekannt ist.
- Darüber hinaus wollte ich herausfinden, ob Auswandern eine Option für mich ist und ich dauerhaft so arbeiten könnte.
- Mir bekommt das Klima auf den Kanaren deutlich besser als unser Klima in Deutschland. Ich bin halt alt und Kälte ist nichts für mich
Was spricht für und was gegen eine Workation?
Stabile Internetverbindung
Das Arbeiten war überhaupt kein Problem. Dank hervorragender Internetverbindung (Glasfaseranschluss, 100 Mbit/s symmetrisch) konnte ich problemlos an allen Meetings teilnehmen. Die Verbindung war besser als in Deutschland.
Passende Büroausstattung
Die Büroausstattung war dürftig: Es ist kein ergonomischer Bürostuhl vorhanden und ein klassischer starrer Stuhl am Esstisch ist zum ganztägigen Arbeiten suboptimal. Auch externe Monitore fehlten mir. Der vorhandene Fernseher war zwar groß, allerdings als Monitor ungeeignet.
Die Aussicht
Bei manchen Meetings saß ich auf der Terrasse in der Sonne und konnte die tolle Aussicht genießen. Aufgefallen ist es tatsächlich kaum jemandem, dass ich auf Gran Canaria statt im Homeoffice bin. Nur bei einem Meeting ist den Teilnehmer:innen plötzlich klargeworden, dass mein Hintergrund mit Palmen und blauem Himmel kein Urlaubsfoto war – sondern Live.
Gepäcktransport
Mein Handgepäck-Koffer war bei 10 kg ausschließlich mit Elektronik-Equipment gefüllt. Zwei Notebooks, diverse Netzteile (beispielsweise für Notebooks und mein Smartphone), diverse Kabel (Strom, Netzwerk, HDMI), eine Tastatur, Maus, Headset, externe HDD und und und. Den Aufpreis für zusätzliches Handgepäck sollte man definitiv beachten.
Die Sicherheitskontrolle am Flughafen war dementsprechend kompliziert, da ich alle Notebooks auspacken und erläutern musste, was das alles ist und warum ich es mitführe.
Abschalten und Erholen
Man bringt den Stress mit in den Urlaub und trennt sich nicht vollständig vom Arbeitsalltag. Der Erholungsfaktor ist deutlich geringer, als bei einem reinen Urlaub.
Es ist definitiv ein Vorzug im Dezember bei 25 °C im Schatten auf der Terrasse zu sitzen. Die Unterbringung ist allerdings recht kostspielig: Ich arbeite acht Stunden lang, womit der gesamte Tag – aus Urlaubssicht – verloren ist. Das kann man günstiger, bequemer und effizienter zu Hause erledigen und dafür einen entspannteren echten Urlaub im Anschluss genießen. Und das ohne Arbeitsgeräte.
Den Urlaubsort vor Beginn des eigentlichen Urlaubs kennenzulernen, war nicht wirklich nötig. Ich finde mich überall schnell zurecht. Die erhoffte Zeitersparnis habe ich überbewertet. Darüber hinaus ist die Erkundung des Urlaubsortes für mich Teil der Urlaubsentspannung.
Workation – Mein Fazit
Für mich hat sich eindeutig gezeigt, dass ich problemlos aus dem Ausland arbeiten KANN und meine Kund:innen keinerlei Veränderungen an der Qualität meiner Arbeit feststellen. Die Aussicht während meiner Arbeitszeit war definitiv toll und im Winter bei 25 °C im Schatten auf der Terrasse zu sitzen hat mir gefallen.
Das Auswandern auf eine Kanarische Insel ist ein interessantes Gedankenspiel: In einem großzügigen Bungalow, mit Meerblick, gutem Internet und entsprechender Ausstattung, ist das Arbeiten von einer schönen Insel problemlos möglich. Da die von mir ausgefüllten Rollen jedoch erfordern, dass ich circa acht bis zehn Mal pro Jahr im Büro präsent bin, wären allerdings viele kostspielige Flüge nötig. Das ist also leider nicht praktikabel umsetzbar, wenn ich meine Aufgaben weiterhin erfüllen möchte.
Workation klingt auf den ersten Blick ganz nett und mag dafür geeignet sein, andere Leute neidisch werden zu lassen, ist jedoch die Kombination der ungünstigsten Eigenschaften: Arbeit im Urlaub und zusätzliche Kosten für normale Arbeitstage. Die Arbeitsplatzausstattung ist bedeutend schlechter, die Kosten für den Gepäcktransport sind höher und der Erholungsfaktor geringer. Nichtsdestoweniger bin ich froh, dass ich dieses „Experiment“ wagen konnte – auch, wenn es vielleicht ein einmaliges Erlebnis bleibt.
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