Agile Testing Days 2017, Teil 2

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Andrej Thiele

So waren die letzten beiden Tage der Agile Testing Days 2017.

Im ersten Teil meines Blogs über die Agile Testing Days 2017 habe ich über den Workshop-Tag und die ersten zwei Tage der Konferenz berichtet. Im zweiten Teil werde ich nun auf die letzten 2 Tage der Agile Testing Days 2017 eingehen.

Day 3

Keynote: “The Pothole Of Automating Too Much” von Paul Holland

In seiner Keynote erläuterte Paul, dass es keinen Sinn macht, den gesamten Testprozess zu automatisieren, da dies dazu führen kann, dass man sich in den Einzelheiten verliert und das große Ganze nicht mehr sieht.

Workshop “Jenkins And Containers” und “Continuous Deployment With Jenkins And Docker Swarm” von Carlos Sanchez und Viktor Farcic

In ihrem Workshop über Jenkins und den Docker basierten Container-Lösungen, wollten Carlos Sanchez und Viktor Farcic etwas über den Einsatz von Jenkins im Zusammenspiel mit Docker und Docker Swarm erzählen. Leider hat es bis Mittags nicht geklappt, alle Teilnehmer mit einer funktionierenden Arbeitsumgebung auf ihrem Notebook zu versorgen, weshalb ich diesen Workshop an dieser Stelle dann abgebrochen habe.

Keynote: “People, Principles And Pragmatism” von Emily Webber

Emily Webber ging in ihrer Keynote zurück zu den Prinzipien der Agilen Bewegung und fragte, was sich eigentlich wirklich geändert habe. Sie stellte fest, dass auch jetzt die Menschen immer noch nicht wirklich im Fokus der Firmen stehen. Als gutes Beispiel, wie es richtig funktionieren könnte, nannte sie das englische Handels-Unternehmen Timpson, die ihren Ladenpächtern und Verkäufern weitreichende Handlungsspielräume im Rahmen des Preises und der angebotenen Waren gegeben haben und dadurch über hochmotivierte und zufriedene Mitarbeiter verfügen. Als Hauptfaktor für die schlechte Umsetzung der agilen Prinzipien in vielen Firmen sieht sie die mangelnde Bereitschaft des Managements, den Mitarbeitern Änderungen zu erlauben und sichere Umgebungen für Experimente und auch für deren Scheitern zu schaffen.

Breaking Down Silos To Team Cross Funktionality
People, Principles And Pragmatism

Telling “Better Stories” von David Evans

David Evans beschrieb in seinem Vortrag über User-Stories, dass man sich nicht starr an das klasssische Template:

  • As a <who>
  • I want <what>
  • So that I <why>

halten soll, da es in der falschen Reihenfolge ist („What“ vor „Why“) und häufig auch die falsche Granularität verwendet wird, so dass selbst rein technische Dinge als User-Story formuliert werden. Daher schlug David zum Schluss seines Vortrags ein leicht geändertes Schema vor.

Better Stories

Vortrag: “Seven Dangerous Thing To Let Your Team Do” von Illan Kirschenbaum

Im Vortrag „Seven Dangerous Things To Let Your Team Do“ ging es darum, dass man Teams auch mal Dinge ausprobieren lassen muss. In seinem Buch „50 Things you should let your kids do“ beschrieb er Dinge, die Kinder mal getan haben sollten und die man normalerweise nie erlauben würde, weil es zu gefährlich scheint. In Analogie dazu hat er das gleiche mit einigen Teams ausprobiert und in diesem Rahmen ein Template vorgestellt, um genau solche Experimente zu entwickeln.

Seven Dangerous Thing To Let Your Team Do

Vortrag: „Feature Toggling“ von Gary Flemming

Im Vortrag von Gary ging es darum, das man mit Continuous Integration häufig das Problem hat, dass neue komplizierte Features nicht einfach integriert werden können. Grund dafür ist, dass man keine Teilfunktionalitäten im ausgelieferten Code haben möchte. Eine Lösung hierfür sind Feature-Toggles, mit denen man ggf. Funktionalität an- und abschalten kann. Dadurch ist es möglich in der Produktion nur Code zu verwenden, der auch fertig ist. Zusätzlich kann man aber im Test auch halbfertigen Code mittesten und so einfach auch komplexe Features in das Produkt integrieren.

Keynote: „How To Tell People They Failed And Make Them Feel Great “ von Liz Keogh

Liz erläuterte in ihrer Keynote die Bedingungen, das man in Firmen und Abteilungen schaffen muss, um Mitarbeitern die Möglichkeit zu geben, Fehler machen zu dürfen und dies auch ohne negative Konsequenzen zu tun. Sie erläuterte in diesem Zusammenhang das Cynefin-Framework, welches eine Typologie von Kontexten für Probleme und Lösungen bietet. Davon leitete Sie ab, dass man auf dem Weg zu Problemlösungen unweigerlich auch mal Fehler machen wird und daher eine Umgebung schaffen muss, diese Fehlschläge auch zu erlauben und zu begrüßen.

Cynefin-Framework
How To Tell People They Failed And Make Them Feel Great

Keynote: „Culture Is More Than A Mindset “ von Ash Coleman und Keith Klain

Die Keynote von Ash Coleman und Keith Klain erläuterte die Rolle der Frauen in der Softwareindustrie insbesondere im Testbereich. Es wurde dargestellt, dass es immer noch großes Potential gibt, durch die Verwendung von Sprache und Verhalten den Respekt und den Wohlfühlfaktor weiblicher Kollegen entscheidend zu verbessern. Mit dieser Keynote wurde auch die „Women And Allies Gathering“ eingeleitet in der sich insbesondere aber nicht ausschließlich die weiblichen Teilnehmer der Konferenz versammelt haben und über entsprechende Themen und Lösungsmöglichkeiten diskutiert haben.


Day 4

Keynote: “Computer Technology As Agent Of Change For Women In Developing Countries” von Roya Mahboob

Roya Mahboob beschrieb in ihrer Keynote einen Teil ihres Lebens und wie sie es geschafft hat, trotz frauenfeindlicher Verhältnisse in Afghanistan im IT-Bereich Fuß zu fassen und als Frau eine eigene Software-Firma zu gründen. Sie lebt mittlerweile in den USA und engagiert sich nach wie vor für die Rechte der Frauen in ihrem Land und deren Möglichkeit zur Selbstbestimmung und -verwirklichung. Im Anschluss an ihre Präsentation wurde noch das „Afghan Girls Robotics Team“ vorgestellt. Die Teenager hatten die Chance an der „First Global Challenge Robotics Competition“ in Washington teilzunehmen, nachdem ihnen zuerst die Visas verweigert wurden. In kurzen Ansprachen erzählten sie von sich, den Verhältnissen in ihrem Land und den Anfeindungen ihnen und ihren Familien gegenüber, die auch zum Tod eines ihrer Väter geführt hat.

Afghan Girls Robotics Team

Vortrag: “Do You Even (Need) To Automate (The Gui)” von Matt Heusser

In seinem Vortrag legte Matt dar, dass es nur in seltenen Fällen wirklich Sinn macht, die Gui einer Software verhältnismäßig viel zu testen, da die meisten Probleme durch moderne leichtgewichtige Softwarearchitektur bereits im Vorfeld aufgedeckt werden (sollten). Der intensive, automatisierte Test der Gui ist daher nicht nur aufwendig und langwierig sondern meistens auch überflüssig.

Do You Even (Need) To Automate (The Gui)

Vortrag: “Knowing What Bad Code Looks Like” von Llewellyn Falco

Llewellyn demonstrierte in seinem Vortrag, dass man mit etwas Training allein durch das Aussehen bereits relativ gut sehen kann, ob „guter“ oder „schlechter“ Code vorliegt. Dazu trainierte er die Teilnehmer darin, zwei verschiedene Vögelunterarten zu unterscheiden und übertrug dieses Beispiel auf Quellcode-Abschnitte.

Knowing What Bad Code Looks Like
Knowing What Bad Code Looks Like

 Vortrag: “Patterns For Improving Gherkin” von George Dinwiddie

In seinem Vortrag nannte George die Möglichkeiten, wie man die klassischen Gherkin basierten Tests verbessern kann, indem man sich auf die wirklich notwendigen und wichtigen Dinge innerhalb der Testbeschreibung konzentriert. Als Beispiel nannte er mehrere Gherkin basierte Testfälle, die er dann sukzessiv auf die relevanten Dinge reduzierte.

Patterns For Improving Gherkin
Patterns For Improving Gherkin

Keynote: “Learning Through Osmosis” von Maaret Pyhäjärvi

Maaret sprach in ihrem Vortrag über die Erfahrungen, die sie durch den Einsatz von Mob-Programming beim Programmieren und Testen gemacht hat. Dabei stellte sie dar, dass man zu Lösung von Problemen durch diese Form der Zusammenarbeit meistens besser und schneller zum Ziel kommt, als durch individuelle Lösungen, die von Spezialisten entwickelt wurden.

Learning Through Osmosis
Learning Through Osmosis

Open Space

Im Open Space wurden nach klassischem Vorgehen einige Themen der anwesenden Teilnehmer besprochen.

Keynote: “Pivotal Moments” von Janet Gregory

In ihrer Keynote erzählte Janet die für sie wichtigsten Momente in ihrem Leben als Testerin und zeigt damit auf, wie sie beruflich zu der Person geworden ist, die sie heute ist.

Fazit

Zusammenfassend kann ich sagen, dass auch in diesem Jahr wieder eine hochkarätige Konferenz über Agile Themen aus der Sicht der Tester in Potsdam stattgefunden hat. Sowohl der Workshop-Tag als auch die Konferenztage haben wieder mal einen guten Einblick über die aktuellen Themen im Entwicklungs- und Testbereich gegeben. Daher möchte ich an dieser Stelle auch noch einmal Jose Diaz und seinen Mitarbeitern für die Konferenz und auch die Abendveranstaltungen danken, die dieses Event immer wieder zu einem Erlebnis machen.

Leider konnte ich in diesem Blog nur jeweils einen kurzen Einblick geben, was die Referenten über ihr Themengebiet zu sagen hatten. Sollten euch einige Themen näher interessieren, dann sprecht mich einfach an. Alternativ können sicherlich auch die Vortragenden direkt angeschrieben werden, deren Daten man auf der verlinkten Konferenzseite oder über eine Internetsuche erfahren kann. Ich bedanke mich bei allen, die dort teilgenommen und vorgetragen haben und freue mich auf das nächste Jahr, das ganz im Zeichen des zehnjährigen Jubiläums stehen wird.

In diesem Sinne

„Frohes neues Jahr“

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