Innovative Logistik-Idee in ein Unternehmen überführt

Ab jetzt geht keine Palette mehr verloren: Mit einer Digitallösung für das Mehrweg-Management hat die Logistikbude 2023 den Rising Digital Award gewonnen. Hier berichtet Dr. Philipp Hüning über seine Startup-Motivation, vom steinigen Beginn und dem ersten Durchbruch.

Website des Rising Digital-Gewinners Logistikbude
Website des Rising Digital-Gewinners Logistikbude, Bildnachweis: Jean Kuhlmann.

Welches Problem löst die Software von Logistikbude?

Europaweit kommen rund 5 Mrd. Mehrweg-Objekte im B2B-Kontext vor. Hierzu gehören etwa Paletten, Behälter und Gestelle. Diese binden Kapital, müssen bei Verlust nachgekauft werden, und das Management verursacht Personalkosten. Durch unsere Software lösen wir diese Probleme, indem wir durch automatische Benachrichtigungen die Objekte schneller vom Kunden oder Lieferanten zurückholen, durch Transparenz Schwund dem Verursacher zuordnen und viele Prozesse wie die monatliche Abstimmung automatisieren. Zusätzlich befähigen wir Unternehmen, die mit dem Mehrweg verbundenen Kosten verursachungsgerecht an Kunden und Lieferanten weiterzugeben.

Wie wurden ausgerechnet „Mehrweg-Ladungsträger“ zu eurem Interesse?

Wir haben viele Jahre im Bereich Verpackungslogistik am Fraunhofer IML, dem weltweit größten Forschungsinstitut für Logistik, gearbeitet. Dort haben wir viele Unternehmen beraten und hatten immer Probleme, eine geeignete digitale Verwaltung aufzubauen, da die IT-Systeme häufig veraltet waren. Am Ende musste man für fast jeden Kunden eine individuelle Software entwickeln, das wollten wir mit einer Standardlösung ändern.

Michael Koscharnyj, Jan Möller, Patrik Elfert und Dr. Philipp Hüning von der Logistikbude, dem Vorjahres-Gewinner unseres Rising Digital Awards.
Michael Koscharnyj, Jan Möller, Patrik Elfert und Dr. Philipp Hüning von der Logistikbude, dem Vorjahres-Gewinner unseres Rising Digital Awards. Bildnachweis Logistikbude GmbH.

Wie habt ihr als Team zusammengefunden?

In der Zeit am Fraunhofer-Institut haben wir vier späteren Gründer ein dreijähriges Großprojekt mit der European Pallet Association (EPAL), dem Verein hinter der Europalette, zur Digitalisierung der Europalette bearbeitet. Dabei stellten wir fest, dass wir alle große Lust haben, diese Ideen in ein Unternehmen zu überführen. Zudem haben wir gemerkt, dass wir als Team sehr heterogen sind und uns somit toll ergänzen.

Welche Risiken habt ihr in der Startphase gehabt oder befürchtet?

Wie bei wohl jedem Startup war am Anfang unklar, ob die Idee umsetzbar ist und auf ein Interesse am Markt stößt. Zudem muss man ganz viele neue Dinge lernen, wie Gesellschaftsrecht, Fundraising oder Sales-Prozesse. Nachdem wir fast zwei Jahre allein unterwegs waren – in der Startup-Szene heißt das Bootstrapping – haben wir uns im Sommer 2023 sowohl etablierte Fonds, als auch erfahrene Gründerinnen und Gründer als Investoren dazugeholt, von deren Wissen wir seitdem profitieren.

Wann habt ihr gemerkt, dass euer Geschäftsmodell funktioniert?

Es gibt hier nicht den einen Moment. Es ist vielmehr als Gründer wie als Eltern eines Kindes: Man durchläuft jeden Tag kleine Schritte und nimmt die Entwicklung gar nicht so richtig wahr. Jemand, der dann von außen darauf schaut, ist wie die Großtante, die sagt: „Der Kleine ist aber groß geworden“, während man als Elternteil das nicht so recht nachvollziehen kann. Wenn man doch einen Moment benennen müsste, würde ich das erste Mal nehmen, als ein Kunde unsere Software 1 zu 1 so haben und nutzen wollte wie ein anderer Kunde. Also traf unser Ansatz einer Standardisierung offenbar auf Marktinteresse.

Gab es Fehleinschätzungen? Was würdet ihr aus heutiger Sicht anders machen?

Eine wichtige Lektion war, dass ein Geschäftsmodell aus Zahlen besteht. In diversen Inkubatoren und Acceleratoren lernt man Canvases auszufüllen und Pitchdecks zu erstellen. Dabei kommt in meinen Augen die zahlenbasierte Bewertung viel zu kurz. Ich würde bereits ganz am Anfang die Marktgröße und die Unit Economics (Verhältnis von Customer Acquisition Cost zu Customer Lifetime Value) berechnen und daran das Geschäftsmodell iterativ optimieren.

2023 habt ihr unseren Rising Digital Award gewonnen. Wie hat euch der Award weitergebracht?

Zunächst einmal finde ich es beeindruckend, dass Conciso sich so für die Startup-Szene in Dortmund und Umgebung einsetzt. Wir haben durch den Award eine sehr gute Sichtbarkeit bekommen. Zudem hatten wir anschließend zwei Workshops mit Sebastian und Team. Diese haben uns geholfen, Fragen, die uns aktuell beschäftigen, von außen challengen zu lassen. Auch heute können wir uns jederzeit bei ihnen melden und bekommen schnell und unkompliziertes Feedback.

Preisverleihung unseres Rising Digital Awards 2023 an die Logistikbude.
Preisverleihung unseres Rising Digital Awards 2023 an die Logistikbude.

Könnt ihr die nächsten Businessziele verraten?

Wir haben mittlerweile eine zweistellige Kundenbasis und verwalten für unsere Kunden an mehr als 100 Standorte einige Millionen Mehrweg-Objekte. Dies möchten wir weiter fleißig ausbauen und zusammen mit unseren Kunden wachsen. Zudem werden wir im ersten Quartal dieses Jahres zwei neue Features launchen, die sich viele Kunden gewünscht haben: die automatische Ermittlung von Nachhaltigkeitskennzahlen inkl. Optimierungsvorschlägen und die Mietabrechnung. Bei zweiterem ermöglichen wir Produktions- und Logistikunternehmen aus ihrem in Mehrweg-Objekten gebundenen Kapital neue Umsätze zu generieren, indem sie verursachungsgerecht Miete und Schwund mit Kunden und Lieferanten abrechnen – vollautomatisch ohne zusätzliche manuelle Prozesse.

Mehr Informationen zur Logistikbude gibt es hier.