Wie die Digitalisierung Arbeitsweisen verändert

Foto des Autors
Werner Beckmann

Ob Sie möchten oder nicht – die digitale Umsetzung von Geschäftsprozessen ist nicht mehr aufzuhalten und wird uns alle über Jahre beschäftigen. Wer hätte noch vor ein paar Jahren geglaubt, dass viele Kunden heutzutage Waren mit individuellen Passformen wie Schuhe und Brillen im Internet kaufen? Sogar der Online-Verkauf von Lebensmitteln kommt langsam in Schwung!

Digitalisieren Sie Ihre Prozesse – oder können Sie „Digitalisierung“ schon nicht mehr hören?

Ob Sie möchten oder nicht – die digitale Umsetzung von Geschäftsprozessen ist nicht mehr aufzuhalten und wird uns alle über Jahre beschäftigen. Wer hätte noch vor ein paar Jahren geglaubt, dass viele Kunden heutzutage Waren mit individuellen Passformen wie Schuhe und Brillen im Internet kaufen? Sogar der Online-Verkauf von Lebensmitteln kommt langsam in Schwung!

Online-Shops als digitale Vertriebswege von Konsumgütern hat mittlerweile fast jeder ausprobiert. Oft unsichtbar, aber mit weitreichenden Auswirkungen sind hingegen Basistechnologien wie Cloud Computing, Virtualisierung und Vernetzung. Dank sinkender Hardware-Preise, schneller Internetanbindung und steigender Prozessorleistungen ist Rechenleistung mittlerweile auch für kleinere und mittelgroße Unternehmen günstig und in beliebiger Menge sofort verfügbar.

Und das nicht nur in den westlichen Industrieländern: die Digitalisierung wirkt wie ein Turbo für die Globalisierung. So können auch kleine, ostasiatische Unternehmen ihre Waren und Dienstleistungen über Online-Verkaufsplattformen weltweit mit geringen Kosten anbieten. Eine aktuelle Studie von PwC zeigt, dass deutsche Unternehmen im internationalen Vergleich in einigen Bereichen erst am Anfang sind, was die Umsetzung neuer Technologien angeht.

Deutsche Unternehmen sehen sich zunehmend neuer Konkurrenz ausgesetzt und versuchen, im digitalen Wettbewerb mit hochwertigen Gütern und Dienstleistungen mitzuhalten. Das Handelsblatt diagnostiziert, dass der Maschinenbau „made in Germany“ schwanke. Dabei ist der Erfolg in vielen Branchen alternativlos, auch in deutschen Kernbranchen wie Maschinen- und Anlagenbau verändern neu aufkommende Technologien nachhaltig die Märkte:

  • Das „Internet of Things“ (IoT) schafft durch Vernetzung von Maschinen, Sensoren und Steuerungen große Vorteile in der Produktionssteuerung, auch als Industrie 4.0 bezeichnet.
  • Auf Basis von Geodaten entstehen durch Nutzung von GPS neuartige Anwendungen wie beispielsweise immer genauere Lieferzeitvorhersagen in der Logistik. 
  • Maschinelles Lernen und Mustererkennung vereinfachen Produktionsprozesse durch Automatisierung komplexer Steuerungsprozesse.
  • Mit Smartphones kann man Augmented Reality zur Anreicherung der Wirklichkeit um digitale Informationen nutzen – nicht nur bei Pokémon GO und zum Suchen von Sternbildern, sondern auch im industriellen Kontext.

Gerade die jungen, aufkommenden Technologien verändern sich schnell: man könnte den Eindruck bekommen, dass wöchentlich ein neues Framework für Web-Anwendungen oder für Smart-Home-Steuerungen erscheint!

Die rasante technologische Entwicklung und der Konkurrenzdruck erzwingen kürzere Zyklen in der Produktentwicklung – niemand möchte feststellen, dass das mühsam entwickelte Produkt bereits vor Monaten von der Konkurrenz an den Markt gebracht wurde. Und noch dazu mit einer einfacher zu bedienenden App!

Durch neue Technologien und neue Gewohnheiten werden die Produkte immer komplizierter

Die veränderten Gewohnheiten und die sich stets weiterentwickelnden Technologien machen hochwertige Produkte immer komplizierter: 

  • Fast jede Webseite hat auch eine App – eigenständig oder „responsive“ – ohne Smartphone geht heute nichts mehr.
  • Die Sicherheitsmaßnahmen für Internet-Anwendungen müssen ab dem ersten Go-Live auf massive Angriffe vorbereitet sein – auch das Verbrechen digitalisiert sich.
  • Kombinationen aus Hard- und Software (Cyber-physische Systeme) wie Smart-Home-Systeme oder Steuerungen von Produktionsmaschinen erfordern hohe Stabilität und Verlässlichkeit – schließlich möchte man nicht im eigenen Heim eingeschlossen werden.
  • Benutzeroberflächen im Web sind heute meist als Single Page Apps gestaltet zur Vermeidung langer Seitenladezeiten. Die GUI kommuniziert also neuerdings parallel und häufig mit dem Server.

Um diese Herausforderungen bewältigen zu können, setzen Unternehmen interdisziplinäre Teams ein: GUI-Designer, Entwickler, Ingenieure und Betrieb arbeiten intensiv zusammen, um Produkte mit hohem Gebrauchswert deutlich schneller erstellen zu können als in klassischen Linien-Silos. Dies gelingt, weil die Teams lange Dienstwege vermeiden und schnell Entscheidungen herbeiführen können. Häufig arbeiten Teams in der Produktentwicklung nach dem bekannten Methoden-Framework Scrum, das ihnen durch einfache Rollen, Regeln und Prinzipien hilft, bereits früh im Entwicklungsprozess Ergebnisse zu liefern.

Dazu muss das Unternehmen Entscheidungskompetenzen in das Team verlagern – nicht alle, aber viele wichtige Entscheidungen werden von Experten getroffen, die zusammen einen Weg erarbeitet haben und nicht von Managern, die weit vom Problem entfernt sind!

Interdisziplinäre Teams treffen Entscheidungen in der Produktentwicklung

Für Führungskräfte und Manager ist dieses „Empowerment“ mit Loslassen verbunden – und vor allem anfangs sehr schwierig. Warum sollte beispielsweise ein zur Führungskraft aufgestiegener, langjährig erfahrener Experte einem Team aus weniger erfahrenen, sogar fachfremden Mitarbeitern wichtige Entscheidungen überlassen? Wie geht ein Manager damit um, dass die individuelle Leistung gar nicht mehr so richtig messbar ist, wenn das Team als ganzes entscheidet?

Mit interdisziplinären Teams können Sie das volle Potenzial Ihrer Mitarbeiter ausschöpfen. Statt des Erfahrungsschatzes eines einzelnen haben Sie Zugriff auf die vielfache Kreativität und Interaktion im Team:

  • Experten für den Betrieb von Anwendungen können ihre Erfahrungen zu Stabilität und Lastspitzen schon früh einbringen
  • UI-Designer finden schnell heraus, ob die Prozesse auch umsetzbar sind
  • Entwickler fokussieren sich auf wirklich benötigte Features, die zeitnah von Anwendern ausprobiert werden
  • Kunden und Anwender geben zeitnah Rückmeldung, ob Funktionalitäten nützlich und auch gut nutzbar sind

Interdisziplinäre Teams in der Produktentwicklung treffen jeden Tag eine Vielzahl von wichtigen Entscheidungen– mehr und schneller als man auf herkömmlichen Dienstwegen jemals umsetzen könnte! Viele Unternehmen, die ihre Prozesse digitalisieren, beschäftigen sich daher mit agilen Verfahren und streben eine „agile Transformation“ an, um diese Vorteile dauerhaft zu nutzen.

Lesen Sie im zweiten Teil: Warum agile Projekte zu Änderungen der Organisation führen

Schreibe einen Kommentar

Das könnte Dich auch noch interessieren

Mit dem MVP-Canvas den Umfang des Minimum Viable Product bestimmen

Mit dem MVP-Canvas den Umfang des Minimum Viable Product bestimmen

Wenn verschiedene Beteiligte aus Marketing, Vertrieb, Fachabteilungen und Software-Entwicklung zusammensitzen und ein neues Produkt vorbereiten, dann kommt es häufig zu ...
Remote-Retrospektive Tools für online Scrum Teams

Remote-Retrospektive Tools für online Scrum Teams

In verteilten Teams kann Moderation tatsächlich eine neue Herausforderung für den Scrum Master sein. Denn die notwendige offene Atmosphäre und ...
7 Tipps für bessere Aufwandsschätzungen

7 Tipps für bessere Aufwandsschätzungen

meistens als lästiges Übel betrachtet. Darüber hinaus liegt man mit Schätzungen häufig daneben und brockt sich damit eine ganze Reihe ...